Meinen heutigen Gast die Pferdefotografin Diana Wahl habe ich selber erst kürzlich kennengelernt und bin daher umso gespannter auf Ihre Antworten – sie arbeitet mit bekannten Namen wie Harriet Jensen und Matt Harnacke sowie diversen Magazinen und Firmen zusammen. Ihre Fotografien sind einfach atemberaubend und vielseitig.

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Hier bekommst du die Kurzform meines Interviews mit Diana in Textform.

Gina: Herzlich Willkommen, Diana, stell dich doch für die Hörer, die dich noch nicht kennen einmal vor:

Diana: Ich finde es total schwierig mich selber vorzustellen. Daher danke für deine Anmoderation, das geht runter wie Öl. Ich bin über Umwege Pferdefotografin geworden und habe mich immer weiter auf Studio-Fotografie spezialisiert. Je mehr Technik, desto besser! Ich bin immer unterwegs zwischen Shootings, Bildbearbeitung am Computer, Aufträgen für Firmen, Ausstellungen bei großen Events oder kreativen Projekten wie das verglitzern oder vergolden von Pferden.

Gina: Was genau bietest du denn an? Welche verschiedenen Angebotsformate hast du auf deiner Seite?

Diana: Es gibt bei mir grundlegend drei Bereiche: Zum einen spreche ich Privatkunden an, was jedoch immer weniger wird, da mir die Arbeit mit Firmen mehr Spaß macht. Aber für diese biete ich die Möglichkeit ihre Pferde zu fotografieren. Oftmals sehen diese meine kreativen Bilder und wünschen sich dann ebenfalls ein Shooting mit ihrem „Goldpferd“. Die zweite Zielgruppe ist die kommerzielle: Firmen, Zeitschriften, Züchter oder Sportler. Diese begleite ich dann zum Beispiel einen Tag und mache Bilder für die Social-Media-Kanäle, für Kataloge oder Veröffentlichungen von Events. Zielgruppe drei sind andere Tier- und Pferdefotografen. Für diese biete ich Webinare, Video-Trainings und Workshops an. Hier liegt auch in diesem Jahr mein Fokus, denn ich bin die einzige, die so etwas im deutschsprachigen Raum anbietet. Ich liebe es mit Blitzen zu hantieren, Lichter zu setzen und mein Wissen darüber weiterzugeben. Das ist meine Nische und das macht mir Spaß. Darüber könnte ich drei Stunden ohne Punkt und Komma reden.

Gina: Da hast du schon meine Frage vorne weggenommen über deine Zielgruppen. Also ein bisschen B2C, aber vermehrt B2B, entweder die Firmen oder die Fotografen, die von dir lernen.

Diana: Genau, mein Fokus liegt auf B2B. Das macht mir Spaß und da liegt mein Herzblut. Denn mir wird nachgesagt das ZDF Zahlen Daten Fakten zu sein. Daher komme ich mit Firmenkunden mit genauen Vorgaben besser zurecht, als das Gefühl zwischen Pferd und Reiter einzufangen.

Gina: Bei deinen früheren Beiträgen sah man auch Blumenkränze und Wallewalle-Kleider, jetzt sind es eher klassische, zeitlose Schönheiten auf deinem Instagram-Profil. Wie kam diese Entwicklung?

Diana: Das war ein Prozess. Man fängt an und lässt sich von anderen inspirieren. Alexandra Evang zum Beispiel macht viel mit Stilmitteln wie Blumenkränzen, Kleidern, Sonnenaufgängen und -untergängen. Und das auf einem sehr hohen Niveau, sodass es nicht kitschig wirkt. Viele, die mit der Pferdefotografie anfingen, machten es ähnlich und ich hatte das Gefühl es wie die anderen machen zu müssen, habe aber bereits gemerkt, dass es nicht mein Ding ist. Auch wer mich kennt, wird mich nicht mit Kleidchen in Verbindung bringen. 2017 hatte ich ein Shooting mit der russischen Dressurreiterin Anna Den. Das war ein Shooting im Studio mit grauem Hintergrund. Klassisch, zeitlos, und clean. Und war genau mein Ding. Ich stehe total auf Kontraste und liebe es, wenn ich die Bilder auch in fünf Jahren noch geil finde.

Gina: Deine Bilder mit dem blauen und pinken Licht im Kontrast haben mir gefallen. Wahrscheinlich muss man auch technisch sehr gut aufgestellt sein, je weniger man drumherum hat, oder?

Diana: Ja, genau. Man hat dann nichts zum Schummeln. Mit 8 oder 9 Jahren habe ich einem Bildband geschenkt bekommen von meiner Großtante über Pferden im Studio. Das wollte ich immer mal selbst machen. Anfangs hatte ich eine komplett andere Richtung, hatte das aber immer im Hinterkopf. Dazu gab es keine Anleitung, keiner hat erklärt wie das geht. So habe ich mir das selbst angelernt mit dem Wissen der Portrait-Fotografie mit Menschen. Im Studio muss man das Licht selbst setzen, ein Schritt vor oder zurück des Pferdes verändert alles. Es muss alles passen und der Moment stimmen. Draußen mache ich 500 Bilder in 2 Stunden, im Studio sind es vielleicht 80. Da ist man viel pingeliger und achtet auf jedes Detail.

Gina: Deine Webseite und auch Social Media sind auf Englisch. Ist das Absicht?

Diana: Ja, das ist Absicht. Vor allem seit der Glamour Horse Serie habe ich gemerkt, dass es ein großes Potential im englischsprachigen Ausland gibt. Das sind zum Beispiel Skandinavien, USA und Dubai/Emirate. Daher macht es Sinn alles auf Englisch zu machen.

Gina: Ich habe gesehen, dass du dieses Jahr Pläne für Norwegen und Island hast und auch Turkmenistan. Verrätst du uns ein bisschen was dazu?

Diana: Ja, sehr gern. Norwegen, Südschweden und Dänemark ist eine erweiterte Privatkundengeschichte. In Dänemark gebe ich einen Workshop und es wird in Skandinavien auch wieder um Studio-Fotografie gehen. In Turkmenistan werde ich Achal-Tekkiner fotografieren, eine Pferderasse, die mich schon sehr lange fasziniert.

Gina: Das klingt alles sehr speziell und weit entwickelt. Nun gibt es einige Pferdefotografen, das ist nicht unbedingt eine Nische. Du hast es geschafft nicht nur hierzulande eine begehrte Pferdefotografin zu werden, sondern offensichtlich auch international. Was trennt deiner Meinung nach die Spreu vom Weizen bei den Pferdefotografen oder auch in der Pferdebranche allgemein?

Diana: Schwierig zu sagen. Die Frage ist, wie man Erfolg definiert und das muss jeder für sich herausfinden. Für mich ist es kein Erfolg Privatkunden glücklich zu machen, was für andere sicher ein Erfolg ist. Mich hat es immer gereizt mit großen Namen und Firmen und international zu arbeiten. Wenn dann soll es richtig krachen. Man hat geile Zeiten, aber auch mal wo man denkt es läuft, aber rückwärts und bergab. Da heißt es dranbleiben. Man wird dann erfolgreich, wenn man das findet, wo man zu 100% hinter steht und es einem Spaß macht. Und es braucht ein Investment. Das meine ich nicht finanziell. Alles was man gibt, bekommt man doppelt zurück. Davon bin ich überzeugt und das hat sich auch bei mir so gezeigt. Wenn ich mit positiver Energie an Dinge rangehe, bekomme ich auch viel positives Feedback.

Gina: Das finde ich so cool, dass du die Frage so beantwortet hast. Ich kann das auch so bestätigen. Mit der Entscheidung meinem Hauptjob zu kündigen, habe ich zwar 7-fach mehr Arbeit, aber es läuft und es macht einfach Freude. Es macht viel aus, wie man an die Sachen rangeht und womit man sich umgibt. Genau das zieht man dann auch an. Und dazu braucht es keine Esoterik oder Räucherstäbchen. Apropos anziehen. Wie genau ziehst du denn so berühmte Kunden an? Gehst du aktiv auf die Kunden zu, kommen die zu dir oder geht das über Empfehlungen?

Diana: Ich glaube ich habe unbewusst ich den letzten 8-10 Jahren einiges richtig gemacht. Schon vor der Pferdefotografie habe ich einen Instagram-Account über mein Pferd und das Ponyhofleben geführt. Damit konnte ich die Miete für mein Pferd finanzieren. Ich war eine der Ersten und zeitgleich hat z. B. auch Harriet Jensen angefangen. Klar, connected man sich dann. Für mich war die Pferdefotografie irgendwann interessanter und ich wollte auch nicht mehr mein privates Leben teilen oder nur für Instagram auf Turniere fahren. Aber so bin ich da reingewachsen und kannte auch schon Firmen über Kooperationen. Das war ein unfassbarer Vorteil. Wenn man sich dann nicht ganz dusselig anstellt, wird man auch weiterempfohlen.

Gina: Hast du für noch Tipps für Selbstständige: Worauf kommt es beim Foto fürs Business an?

Diana: Wichtig ist ein gescheiter Bildaufbau: Was soll erkennbar sein und wie stelle ich es dar. Bei ganz vielen sehe ich Suchbilder. Da frage ich mich, wo ich hinschauen soll, um das passende zu finden – das ist ungünstig. Was ich abbilden möchte, sollte auch bildfüllend abgebildet werden. Bild- und Blickführung und gescheites Licht, das geht auch ohne das entsprechende Equipment. Fotografiert man mit dem Handy, dann aber lieber draußen und nicht in der dunklen Stallgasse. Verschiedene Lichtquellen mit verschiedenen Lichtfarben führen zur schlimmsten Lichtmischung aller Zeiten. Dann überlege ich mir ein Farbkonzept. Habe ich bereits eins für das Business, dann ist es schön, dass sich dieses im Bild wiederfindet. Im Bildaufbau kann man variieren mit Totalen, Bildschnitten oder Detailbildern.

Gina: Eine Webseite steht und fällt mit guten Bildern, wie ich von Sally Bo Hattar im Podcast gelernt habe. Wie kann man dich buchen, wie viel Vorlaufzeit brauchst du?

Diana: Meisten schaffte ich es innerhalb von 4-6 Wochen etwas zu realisieren. Kontakt über die Homepage oder E-Mail. Anrufen ist eher ungünstig, da ich oftmals im Auto sitze oder mitten im Shooting bin.

Gina: Vielen Dank für deinen Blick hinter die Kulissen, das waren eine Menge Informationen. Möchtest du noch etwas loswerden?

Diana: Wenn man hier Werbung machen kann, muss ich das ja nutzen, auch wenn ich noch keinen Pitch zu meinem neuen Projekt habe. Es geht um Inklusion im Reitsport, was ich schon seit 2-3 Jahren verfolge. Nicht nur Reiter, sondern Pferdemenschen allgemein mit Handicap. Ich habe den größten Respekt vor diesen Menschen, welche leider unterschätzt werden. Das möchte ich wiederspiegeln und Aufmerksamkeit darauf lenken. Das Projekt Inklusive Pferd habe ich mit einer Kollegin zusammen gestartet und ist auch schon auf Facebook und Instagram zu finden. Dazu wird auch ein Podcast mit Interviews gestartet mit Reitern, Fahrer und Trainern. Die Handicaps reichen von schweren Krankheiten, fehlenden Körperteilen beim Menschen bis zur Blindheit beim Pferd. Das soll Mut geben und zeigen, dass einiges mehr geht, über die Grenzen hinaus, die wir uns im Kopf setzen. Denn alles ist möglich! Schaut gerne mal vorbei.

Gina: Das klingt super spannend. Und das ist eine schöne Sache sich auch zu erinnern, welche Grenzen man nicht hat. Das gibt nochmal andere Perspektiven. Vielen Dank, dass du da warst, Diana!

Wie Diana sich organisiert und wie ein typischer Tag bei ihr aussieht, erfährst du im Podcast. Dort gibt es die Folge in ganzer Länge.

Schau doch mal auf Dianas Webseite unter www.dianawahl.com vorbei oder bei ihrem Projekt Inklusive Pferd unter www.inklusive-pferd.de . Beides findest du auch auf Facebook oder Instagram.